Zeit für Lebensretter:innen

Meine Erfahrung bei einer Stammzellspende

Marcel berichtet dir von seiner Stammzellspende und teilt seine gewonnenen Eindrücke und Gedanken.
Marcel hat Stammzellen gespendet. Er grinst glücklich und schaut in die Ferne.
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02.02.2023

Marcel hat es getan und ist zum Stammzellspender geworden. Durch seine Heldentat besteht für seinen genetischen Zwilling neue Hoffnung auf ein gesundes Leben. Nach seiner Spende hat Marcel seine Gedanken zur Spende für dich zusammengefasst.

Was waren deine Gedanken, als du heute aufgewacht bist, dem Tag, an dem du spenden wirst.

Da ich bereits einige Tage vor der Spende nach Dresden angereist bin, konnte ich mich schon auf die anstehende Spende innerlich vorbereiten. Generell würde ich von mir sagen, dass ich selbst in so ungewohnten Situationen recht ruhig bleiben kann. Für mich standen somit eher die organisatorischen Punkte im Vordergrund (werde ich pünktlich im Krankenhaus ankommen etc.) und ob die Mobilisierung der Stammzellen, durch die vorherige Medikamentenverabreichung, wirklich für eine vollständige Spende ausreicht. Diese Gedanken waren dem geschuldet, dass ich recht harmlose Nebenwirkungen hatte und mir nicht vorstellen konnte, dass dieser geringe Schmerzpegel für einen so großen Vorgang im Körper ausreicht.

Wie war die Zeit zwischen Voruntersuchung und Spende für dich?

Zwischen der Voruntersuchung und der Spende lagen bei mir knapp drei Wochen. Da ich in dieser Zeit normal arbeitstätig war, bin ich schnell wieder in den Alltagsmodus übergegangen. Dennoch hatte ich die Frage, ob die Testresultate für eine Spende ausreichen, immer noch im Hinterkopf. Nach einigen Tagen wurde ich dann über das positive Ergebnis informiert, dass ich als Spender nun definitiv geeignet bin.

Natürlich habe ich mich sehr über das Ergebnis  gefreut.

Gleichzeitig hieß das nun auch für mich, dass alles, was ich in den Gesprächen, Broschüren und Informationsvideos gesehen und gehört habe, nun Realität wird. Im Angesicht des vom Uniklinikum vollgepackten Beutels mit einer Vielzahl an Medikamenten für die Mobilisierung und der konkreten Vorstellung über den Ablauf der Spende, wurde mir doch kurz mulmig im Bauch. Dies hat sich aber schnell wieder gelegt, da zu allen Fragen ein offenes Ohr bei dem VKS und im Uniklinikum vorhanden war.

Wie lang dauerte deine Spende und wie hast du sie empfunden? Kannst du beschreiben, was genau da passiert ist?

Am Tag meiner Spende war ich auf 8:00 Uhr an der Apherese-Station im Uniklinikum bestellt. Da ich bereits zur Voruntersuchung einen kurzen Blick in das Behandlungszimmer mit den Spender:innen werfen konnte und sehr gut über den Ablauf informiert wurde, war für mich schon vorher klar, wie die Spende ablaufen wird. Nach einer kurzen Begrüßung wurde ich gleich zum Behandlungsplatz begleitet. Dort wurden zu Beginn noch die typischen Dinge wie Blutdruck und Puls gemessen und ich wurde an die Stammzellen-Sammelmaschine für die periphere Stammzellentnahme angeschlossen. Dies kann man sich harmloser vorstellen, als es vielleicht klingt: Im Endeffekt wird an dem einen Arm Blut abgenommen und an dem anderen Arm wird es wieder zurückgeführt. Man kann es sich etwa wie bei einer Blutspende vorstellen, nur dass das eigene Blut durch eine Maschine läuft und danach wieder in den Körper zurückgeführt wird. 

In der Maschine werden die Stammzellen, die vorher durch die Einnahme des Medikaments im Blut angereichert werden, aus dem eigenen Blut gefiltert. Das eigene Blut wird danach zurück in den Körper geführt, so dass man in Summe nicht mehr als 200-300ml verliert. Dies Vorgang tut nicht weh und man spürt während der Sammlung der Stammzellen auch nichts von dem Vorgang. Natürlich merkt man die Nadelspritze beim Legen des intravenösen Zugangs. Jedoch ist der Schmerz nicht sonderlich größer als bei einer Spritze und er klingt auch nach wenigen Sekunden wieder ab. Wenn man dies überstanden hat, kann der Sammelvorgang beginnen, der bei mir etwa vier Stunden gedauert hat. In dieser Zeit kann man einen Arm bewegen und somit konnte ich die Zeit zum Lesen, Filme schauen oder für Whatsapp-Nachrichten nutzen. 

Tatsächlich ist die Zeit sehr schnell vergangen und ich hatte nicht den Eindruck, dass ich dort für einige Stunden gesessen habe. Nachdem der Sammelprozess beendet wurde, konnte ich die Klinik zeitnah verlassen. An dem Tag hatte ich noch leichte Schmerzen durch die Einnahme des Medikaments, aber diese waren am Folgetag nicht mehr zu spüren.

Stammzellspender Marcel ist im Team Lebensretter. Er krempelt sein Hemd hoch und blickt hoffnungsvoll in die Ferne.
Lebensretter Marcel ist glücklich, dass er es ans Gipfelkreuz geschafft hat.
Marcel beim Bergsteigen. Er ist nicht nur beim Leben retten ganz oben dabei.
Marcel on Tour in den Bergen. Das Ziel immer im Blick.

Wie fühlst Du Dich nach Deiner Heldentat? 

Gesundheitlich sehr gut. Die Nebenwirkungen durch die Medikamenteneinnahme sind bei mir sehr schnell abgeklungen. Natürlich freue ich mich, dass die Spende reibungslos geklappt hat und hoffe nun, dass meine gespendeten Stammzellen den Kampf gegen den Krebs im Körper des Patienten gewinnen können und die Person schnell wieder gesund werden kann. Generell habe ich mich sehr gefreut, dass ich die Stammzellspende durchführen konnte. Unser Leben ist täglich mit vielen wichtigen und unwichtigen Dingen gefüllt. Oftmals befinden wir uns in einer Art «Autopilot» und hinterfragen gar nicht, weshalb wir die Dinge tun bzw. ob sie überhaupt sinnvoll sind.

Umso mehr bin ich dankbar, dass ich mit der Spende etwas Gutes vollbringen konnte und dass dies direkt durch die Spende erlebbar war.

Das soll nicht heißen, dass alle anderen Dinge im Leben sinnlos sind.  Es ist einfach schön zu sehen, dass die Stammzellenspende wirklich etwas verändert und bei einem anderen Menschen zu einer Hoffnung auf ein gesundes Leben führen kann.

Weißt du, wo deine Spende hingeht?

Konkret wurde mir nicht verraten, für welche Person ich gespendet habe und wo die Spende hingeht. Das liegt aber nicht daran, dass der VKS es mir nicht verraten möchte, sondern dies aufgrund verschiedener Gesetze zum Wohl des Patienten und des Spenders nicht möglich ist. Jedoch ist eine Kontaktaufnahme nach einem gewissen Zeitraum möglich.

Was würdest du deinem genetischen Zwilling jetzt gern sagen?

Ich wünsche der Person natürlich, dass sie schnell wieder vollständig gesund wird und sie wieder eine Art von Normalität erleben kann. Gleichzeitig würde ich ihr gerne noch mitteilen, dass es für mich ein Privileg und große Freude ist, die Stammzellen für sie zu spenden.

Was würdest du unentschlossenen Menschen sagen, die sich vielleicht registrieren lassen wollen?

Dass es sich definitiv lohnt! Auch ich hatte immer noch Restzweifel, ob ich es wirklich machen soll. Mir hat dann immer wieder geholfen, mir vor Augen zu halten, was dieser geringe Eingriff und kleine Aufwand für mich, bei einer anderen Person bewirken kann: Und zwar ist das eine neue Chance auf Leben.

Rückblickend bin ich sehr froh, die Entscheidung für die Typisierung getroffen zu haben.

Die Typisierung tut nicht weh und dauert nicht lang. Und selbst wenn man im weiteren Verlauf der Spende doch merkt, dass man dies doch nicht will, kann man seine Entscheidung jederzeit noch zurücknehmen. Somit besteht beim Registrieren keine Gefahr, dass man sich auf etwas einlässt, was man eventuell doch nicht will. Und man sollte immer im Hinterkopf haben, dass die Typisierung Leben rettet.

Bist du auch bereit deinem genetischen Zwilling zu helfen? 
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